„Hamstern ist sinnlos und letztlich vollkommen unsolidarisch“  –  Angela Merkel, 18.03.2020

 

Wie sinnlos und wie unsolidarisch das Verhalten mancher Menschen ist, musste meine Mama – ihr kennt sie bereits, das ist die Vorlese-Oma – vor einigen Tagen am eigenen Leibe erfahren.

Da sie seit Jahren Geschichten über ihr Leben, ihre Enkel, ihren Garten und über Paul schreibt, fiel es ihr sehr leicht, ihre Gedanken in die passenden Worte zu fassen.

Ich war gestern morgen so davon gefesselt, dass ich die spontane Idee hatte, zu meinen Tipps und Tricks für´s Homeoffice eine kleine Kolumne einzurichten.
Einfach, weil es so wichtig in diesen Tagen ist, dass wir echte Geschichten aus dem Leben hören. Geschichten, die uns zum Nachdenken und Überdenken unserer eigenen Verhaltensmuster anregen.

Ich halte diese Geschichte für ideal, um sie auch unseren hufescharrenden Kindern vorzulesen. Ihnen vor Augen zu führen, wie wichtig es ist, dass wir zu Hause bleiben, weil wir eine Verantwortung haben. Die Verantwortung, uns wie empathische Menschen zu verhalten. Das bezieht sich auf alles, was die Schwachen schützen kann.

Dazu gehört, dass man nicht die Regale leerräumt, weil die älteren Menschen eigentlich vermeiden müssen, dass sie zu oft sich im Supermarkt aufhalten. Dazu gehört aber auch, dass man sich um zu Lernen und zum abendlichen Gespräch im digitalen Raum verabredet. Das geht!
So viele machen es vor. Erst die Tage musste ich so lachen, weil der Mann einer meiner liebsten Bloggerinnen, Nic von Luzia Pimpinella sich zum virtuellen Feierabendbier mit seinen Kumpels per Facetime getroffen hat.

Hey Generation Z, ihr seid doch so fit, wenn es um neue Medien und deren Gebrauch geht. Zeigt uns, dass ihr die Power habt, diesen Akt mit uns zu stemmen.

Und auch an die Alten habe ich einen Appell: Hört auf mit der Drängelei an den Supermarktkassen. Ehrlich, das konnte ich vorher schon nicht leiden, und jetzt noch viel weniger! So genug gemeckert.

Jetzt wünsche ich euch eine genüssliche Lesezeit.

 

©Illustration: Nina Julie Bilic

 

Einkaufen in Zeiten von Corona

Heute ist Mittwoch. Immer schon für mich ein guter Tag zum Einkaufen. Montags sind die Regale der Supermärkte von den Wochenendkäufern aussortiert. Neue Ware ist auf dem Weg und muss erst ausgepackt werden. Dienstags ist der 10% – Wursttag. Darauf kann ich als Nichtwurstesserin verzichten. Donnerstags beginnt für viele bereits der Wochenendeinkauf. Von Freitag und Samstag gar nicht zu reden. Also Mittwoch ist der ideale Einkaufstag. Da sind die Regale aufgefüllt und die meisten Käufer denken noch nicht an das Wochenende.

Gestern tickerte es über alle Nachrichtenkanäle:„Es ist genug da, bitte keine Hamstereinkäufe!“

Ich bereite seit zwei Tagen meinen Einkaufszettel vor, denn ich beabsichtige, einen heimlichen „Hamstereinkauf“ zu tätigen, denn ich gehöre mit meinem Alter zur Risikogruppe und will für die nächsten 8 bis 10 Tage Einkäufe vermeiden.

In der Tiefgarage des Supermarktes stelle ich fest, dass ich meinen Einkaufszettel zu Hause liegengelassen habe. Aber das ist kein Problem. Da ich alles aufgeschrieben haben, ist zumindest das meiste in meinem Kopf.

Wunderbar, die Obststände sind voll mit Orangen, Clementinen, Äpfel, exotischen Früchten, Bio-Bananen werden gerade aufgefüllt. Ich kann mich nach Herzenslust bedienen. Nun komme ich zum Salat. Auch hier ist genügend Auswahl. Es muss nicht immer Feldsalat sein, den ich im Winter bevorzuge. Dann ist es eben Pflücksalat. Kartoffeln gibt es in jeder Qualität und Größe, Karotten, Sellerie, alles da.

Als nächstes komme ich zur Käsetheke. Philadelphia-Frischkäse gibt es in drei bis vier Varianten, nur nicht in der Variante, die ich besonders mag! Na gut, probiere ich endlich mal eine neue Geschmacksrichtung. Und der andere Käse, den ich immer kaufe, ist auch nicht im Regal. Aber dafür viele Sorten, die ich noch nie probiert habe. Wird Zeit, dass ich mal wechsle!

Ich brauche getrocknete Pflaumen. Ausverkauft. Es gibt getrocknete Aprikosen. Erfüllen auch den Zweck, für den sie gedacht sind.

Beim abgepackten Schinken sieht das Regal sehr geplündert aus, viele leere Lücken. Ich brauche den abgepackten Schinken, denn ich will ja Vorrat schaffen. Trotz der Lücken habe ich immer noch die Qual der Wahl zwischen vier Serrano-Schinken!

Abgepacktes Bio-Fleisch will ich einfrieren. Gulasch gibt es nur vom Schwein. Später wird mein Mann ungläubig fragen:„Wieso gab es kein Rindergulasch?“

„Gulasch geht auch nur mit Schwein“, werde ich ihm antworten.

Nun schwenke ich in den Gang mit den Backzutaten. Sieht von weitem gut aus. Wenn man nur Zutaten wie Backpulver, Trockenhefe, Aromen, usw. in Augenschein nimmt. Aber bevor ich Backpulver kaufe, brauche ich Mehl und Zucker. Zucker gibt es noch, aber von Mehl ist nicht mal mehr ein Stäubchen zu sehen! Und das bereits seit 14 Tagen! Zugegeben, ich bin nicht jeden Tag in diesem Supermarkt, aber in anderen Läden habe ich auch kein Glück. Es stimmt also doch: Die Deutschen brauchen am meisten Mehl und Toilettenpapier. Ich wusste gar nicht, dass in Deutschland soviel gebacken wird! Hoffentlich landet das viele Mehl in ein paar Monaten nach Ablauf der Lagerfrist nicht in den Mülltonnen und über unserem Land schwebt eine große Mehlstaubwolke!

Was nun? Ich gehe nochmal zurück zu den Zutaten. Da entdecke ich von Mondamin „Pizzateig“. Den hatte ich noch nie zuvor entdeckt. Zu Zeiten, als es noch Mehl gab, machte ich Pizzateig aus Mehl, Hefe, Salz und Wasser. Nun entdecke ich eine Backmischung und auf der Packung eine Gebrauchsanweisung. Na prima. Ab in den Wagen. Ein Regal tiefer steht noch ein einsames Paket Buchweizenmehl und das Rezept für Buchweizenpfannenkuchen! Oft gehört, noch nie gemacht. Zuhause freut sich mein Mann: „Endlich gibt es auch bei uns diese Pfannkuchen, die meine Oma immer gebacken hat!“ Wird also Zeit, dass ich die mal ausprobiere. Da fällt mir das Rezeptbuch meiner Großmutter ein, in dem sie Rezepte aufgeschrieben hat mit der Überschrift „Kriegsrezepte“. Diese Rezepte stammen noch aus dem Ersten Weltkrieg. Werde ich mir bei Gelegenheit mal vornehmen. Vielleicht finde ich da noch die eine oder andere Anregung.

Pizzatomatenbüchsen gibt es noch ein paar. Ich nehme von den sechs Büchsen drei. Ein älterer Herr steht neben mir und nimmt sofort die drei anderen. Ob er weiß, was er damit machen kann?

Nun brauche ich nur noch Milch, Joghurt und Buttermilch. Milch? 1,5%ige Milch gibt es genug. Die mag mein Mann nicht. Noch nicht! Auch als H-Milch reichlich vorhanden. Es gibt auch Ziegenmilch und Hafermilch. Mögen wir noch nicht! Joghurt und Buttermilch sind in gewohnter Vielfalt vorhanden. Braucht man eigentlich so viele Sorten? Diese Frage stellte meine ostdeutsche Tante vor 30 Jahren.

Trotz dieser Erfolge und eines gut gefüllten Einkaufswagens bin ich unzufrieden und leicht genervt. Warum eigentlich? Werde ich damit verhungern? Gewiss nicht! Und meinen Mann kann ich damit auch noch in den nächsten Tagen über die Runden bringen.

Ich schiebe meinen vollen Wagen, für den ich mich schon fast schäme, in den Süßwaren-Gang. Ob es noch Schokolade nach meinem Geschmack gibt? Ja, gibt es. Ich nehme so viel Tafeln wie noch nie zuvor. Es sollte ja ein Hamster-Einkauf werden. Nun ist das Maß voll.

Als ich alles im Kofferraum verstaut habe und am Steuer meines Autos sitze, überlege ich, wo ich vielleicht doch noch 3,8 %ige Bio-Milch kaufen könnte. Da fällt mir der Nahkauf bei mir um die Ecke ein.

„Milch?“ Zwanzig Pakete Bio-Milch, mindestens. Ich packe drei Paket in meinen Beutel, überlege kurz, und lege noch ein viertes dazu. Das reicht bis nächste Woche. Und Mehl gibt es hier auch! Zwar nicht das, was ich normalerweise kaufe, aber es ist Mehl, Weizenmehl!

Wo sind wir hingekommen mit unseren Ansprüchen? Ich nehme mich da gar nicht aus. Zwanzig Sorten Joghurt, vier Sorten Milch, Süßrahmbutter, Sauerrahmbutter, mit Salz, ohne Salz, aus Irland, aus Dänemark, aus Bayern, aus Schleswig-Holstein, und so weiter, und so fort. Wir haben uns an einen Luxus gewöhnt, der nicht normal ist.

Vielleicht schafft es dieses kleine unsichtbare Ungeheuer, uns wieder auf den Boden zu holen, demütiger zu werden, bescheidener. Das wäre, bei aller Unsicherheit, in der wir uns momentan alle befinden, am Ende ein erfreuliches Ergebnis.


Die Geschichte dürft ihr euch gerne hier herunterladen –> Einkaufen in Zeiten von Corona und gerne euren Lieben beim Abendessen, vor dem Kamin, beim Frühstück oder sonst wann vorlesen und darüber schmunzeln, diskutieren oder einfach nur reflektieren. Bitte respektiert die Urheberrechte. Aber das kennt ihr ja.


©Illustration: Nina Julie Bilic

 

Und nun kommen noch ein paar neue Listen!

Ich hoffe, ihr hattet Freude beim Lesen und wurdet auch zum Denken angeregt.

Ich habe euch nun für euer neues „Hobby“ – die Listenplanung zwei Listen erstellt, die perfekt zu diesem Thema passen.

 

Einen Wochenplan für das Essen findet ihr hier –>  ( Mahlzeitenplan)
Seid gnädig mit euren Kids und stimmt gemeinsam ab, was gekocht werden soll. Vielleicht übernimmt ja ein größeres Kind auch gerne mal die Kocherei.

Eine Einkaufsliste findet ihr hier –> ( Einkaufsliste)

Sie ist so gestaltet, dass ihr sie verkleinert auf A4 ausdrucken könnt und dann einfach in 3 Teile schneidet.

Mein Tipp: Macht erst einen Essensplan für die ganze Woche. Das hat den Vorteil, ihr kauft nur das, was ihr wirklich braucht. UND ihr habt die Möglichkeit für den Rest der Woche zu Hause zu bleiben. Ich plane zur Zeit immer eine Essensoption mehr, könnte ja sein, dass es Zutaten für ein Gericht gerade nicht gibt, dann kann man im Supermarkt noch umplanen. Die geübten unter uns kriegen das auch adhoc hin. Aber ich weiß noch wie ich früher völlig hilflos dastand, wenn ich ganze Wochen durchplanen sollte.


Ich wünsche euch viel Kraft für alles was noch auf uns zukommt. Haltet durch. Haltet zusammen. Seid emphatisch, solidarisch, versucht zu lernen, dass unsere Superkraft zur Zeit nur im WIR liegt!

Also stay tuned … ich bin bei euch! Und im Gegenzug posaunt ihr es in die Welt hinaus und wir haben am Ende eine gute Zeit und schweren Zeiten und gehen mit neuen Superkräften aus dieser Krise hervor. Ihr schafft das! Ihr SUPERMAMAS und SUPERPAPAS!

 

 

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